
Tritt in die Fußstapfen Brandts und Martin Luther Kings: Ex-US-Vize-Präsident Al Gore
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Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an den früheren US-Vizepräsidenten Al Gore und den UN-Klimarat IPCC. Das teilte das Nobelkomitee in Oslo am Freitag mit. Gore und die Einrichtung der Vereinten Nationen werden für ihren Einsatz zur weltweitenMobilisierung
gegen eine drohende Klimakatastophe ausgezeichnet.
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Arctic Climate Impact Assessment. Aus: Al Gore: Eine unbequeme Wahrheit
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Der Chef des Nobelkomitees, Ole Danbolt Mjøs, sagte bei der Bekanntgabe: "Gore und der IPCC haben schon sehr früh die Gefahren der globalen Klimaänderung erkannt. Wir möchten mit unserer Entscheidung die Aufmerksamkeit für dieses Thema weiter erhöhen." Der 59-jährige Gore sei jahrelang einer der "weltweit führenden Umweltschützer" gewesen, sagte Mjøs.
Al Gore ist der wohl bekannteste Klimaschützer der Welt. Sein Dokumentarfilm "Die unbequeme Wahrheit"wurde in diesem Jahr unter anderem mit einem Oscar geehrt. Gore gehört der Demokratischen Partei in den USA an und war unter Bill Clinton Vize-Präsident der USA. 2000 trat er selbst als Präsidentschaftskandidat an, verlor aber im November gegen den jetzigen Amtsinhaber George W. Bush, einen Republikaner. Bush wird international vorgeworfen, zu wenig gegen den Klimawandel zu tun. Dass in den USA inzwischen heiß über die Erderwärmung diskutiert wird, ist auch Gores Verdienst..

Aus: Al Gore: Eine unbequeme Wahrheit
Der Columbia-Gletscher in Alaska schmilzt. Die roten Linien zeigen den Rückgang seit 1980
Gore sagte in einer ersten Reaktion, er fühle sich "zutiefst geehrt". Die Auszeichnung sei um so bedeutungsvoller, als er sie mit dem UN-Klimarat teile, betonte der frühere US-Vizepräsident in einer am Freitagmorgen veröffentlichten Erklärung. Der Kampf gegen die globale Erwärmung sei keine politische, sondern eine moralische Frage, hieß es. Gore äußerte die Hoffnung, dass der Preis dazu beitrage, das "globale Bewusstsein" zu vergrößern. Nach Angaben des US-Senders CNN will Gore sein Preisgeld der von ihm gegründeten Organisation Alliance for Climate Protection zur Verfügung stellen. Sie setzt sich für Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise ein. Gore ist auch der Vorsitzende der Organisation..

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Der UN-Klimarat hatte ebenfalls mit mehreren massiven Warnungen über Tempo und Umfang von Klimaänderungen weltweites Aufsehen erregt. Der indische IPCC-Chef Rajendra Pauchari sagte im norwegischen Fernsehen: "Ich bin völlig überwältigt. Dieser Preis geht an die internationale UN-Gemeinschaft und alle Staaten, die uns unterstützen."
Das wegen seiner Umweltpolitik von Gore häufig kritisierte Weiße Haus reagierte in einer ersten Stellungnahme positiv. "Natürlich freuen wir uns für Gore und den UN-Klimarat, dass sie diese Anerkennung erhalten haben", sagte der stellvertretende Sprecher Tony Fratto.
.Der Meeresspiegel, sov iel ist klar, wird durch das Abschmelzen von Gletschern und dem Polareis steigen. Wie hoch, weiß niemand genau zu sagen. Er wird aber mit Sicherheit viele Küstenregionen bedrohen, mindestens durch heftigere Stürme und Hochwasser.
Nachfolgend einige Szenarien. Sie zeigen, wie sich die Küstenlinie verändern könnte, wenn die Hälfte des Eises von Grönland und der Antarktis schmelzen würde. Dann, so nehmen Wissenschaftler an, würde der Spiegel der Weltmeere um 5,50 bis 6 Meter höher liegen.
Weite Teile der Niederlande liegen heute schon unter dem Meeresspiegel
und werden durch große Deichanlagen geschützt.
Das Bild zeigt die Nordseeinseln und die Bucht des Ijsselmeeres,
westlich davon die Provinz Nordholland, östlich die Provinz Friesland,
am südwestlichen Ende der Bucht die Hauptstadt Amsterdam.
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Der Friedensnobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert. Er wird traditionell am 10. Dezember in Oslo überreicht. Traditionell ist der Preis für Staatsmänner, Friedensvermittler und Menschenrechtler reserviert. In diesem Jahr galten bereits im Vorfeld die ausgewiesenen Vorreiter im Kampf gegen die Erderwärmung als Favoriten.
Das Nobelkomitee hatte schon 2004 mit der Vergabe an die Kenianerin Maathai Engagement für den Umweltschutz ausgezeichnet. Maathai hatte in ihrem Land unter anderem gegen die Abholzung von Wäldern gekämpft, deren Verschwinden die Lebensgrundlage vieler armer Menschen bedroht. Zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Friedenssicherung sagte das Osloer Komitee, die Erderwärmung vermindere auch die "Sicherheit der Menschheit".
Ohne Küstenschutzanlagen versänke bei einem Meeresspiegelanstieg von 6 Metern
der größte Teil der nördlichen Niederlande im Meer.
Im vergangenen Jahr hat der Bankier Muhammed Yunus aus Bangladesch den Preis erhalten, der mit Mini-Krediten armen Familien zu einem Ausweg aus der Not verhilft. Das letzte Mal, dass ein Deutscher den Preis erhielt, war 1971 der damalige Bundeskanzler Willi Brandt.
Auf der Liste der 181 Kandidaten stand in diesem Jahr auch Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, den EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso für seine Verdienste um die europäische Einigung vorgeschlagen hat. In Kohls Amtszeit fiel zudem die Öffnung der Berliner Mauer 1989 und die Wiedervereinigung ein Jahr später.
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