Montag, September 24, 2007

Begleitung „erst“ seit wenigen Milliarden Jahren
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Die beiden Magellanschen Wolken, die bislang für permanente Begleiter der Milchstraße gehalten wurden, sind nur Besucher. Nach ihrem Vorbeiflug an unserem heimatlichen Sternsystem werden sie wieder in den Fernen des Universums verschwinden. Das hat jetzt eine gründliche Auswertung der Messdaten einer Forschergruppe um Gurtina Besla vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics bestätigt.

Die grobe Analyse hätte noch die Möglichkeit zugelassen, dass die Wolken ständig um die Milchstraße kreisen. Diese hätte dann zweimal so massereich sein müssen wie angenommen.
Die genaueren Rechnungen haben nun gezeigt, dass sich die Wolken auf parabelförmigen, also offenen Bahnen bewegen und deshalb nach dem Vorbeiflug nicht mehr zur Milchstraße zurückkommen können.

Die Magellanschen Wolken sind unregelmäßig geformte Zwerggalaxien, die schon mit bloßem Auge am Südhimmel zu sehen sind. Die Große Magellansche Wolke ist ungefähr 160.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, hat ein Zwanzigstel des Durchmessers unserer Heimatgalaxie und ein Zehntel so viele Sterne wie sie. Die Kleine Magellansche Wolke, die etwa 210.000 Lichtjahre von uns entfernt ist, hat sogar nur ein Hundertstel des Durchmessers der Milchstraße und entsprechend wenige Sterne. Die Forschergruppe hat die beiden Systeme zweimal im Abstand von zwei Jahren mit dem Hubble-Weltraumteleskop beobachtet und danach mit vorher unerreichter Präzision deren Eigenbewegungen ermittelt.

Besucher der Milchstraße

Das Ergebnis der Forscher wirft jetzt neue Fragen auf, beispielsweise, warum die Scheibe der Milchstraße so stark gewölbt ist, wie die Beobachtungen erkennen lassen. Bisher hatte man diese Wölbung für eine Gezeitenfolge gehalten. Mehrfache Vorbeiflüge der Magellanschen Wolken sollten die Ursache gewesen sein. Nun stellt sich heraus, dass die Wolken „erst“ vor einer bis drei Milliarden Jahren in die Nähe der Milchstraße gekommen sind.

Alle Theorien hinfällig

Auch der Magellansche Strom - ein langer Schweif aus Wasserstoff hinter den Zwerggalaxien, der sich von der Erde aus gesehen hundert Grad über den Himmel zieht - wurde von vielen Astronomen den Gezeitenkräften zwischen den Wolken und der Milchstraße zugeschrieben. Andere Astronomen waren der Meinung, das Gas sei aus den Zwerggalaxien gerissen worden, als diese die äußeren Partien der Milchstraße durchquerten.

Beide Erklärungsversuche sind jetzt hinfällig. Ebenfalls als Folge der dichten Vorbeiflüge wurde die Tatsache gedeutet, dass es in den Magellanschen Wolken jeweils mehrere Phasen mit heftiger Sternentstehung gab. Vielleicht sind sich stattdessen die beiden Zwerggalaxien gelegentlich nahe gekommen und haben dadurch die Geburtsschübe ausgelöst.

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