Montag, Juni 04, 2007

125 Jahre Karl Valentin
der Mensch ist gut, die Leut´sind schlecht

Seine Kunst ist nie politisch, weil ihre Denkbewegung sich nie bis in abstrakte Höhen versteigt. Sie scheitert schon immer viel früher, an den Widerwärtigkeiten des Alltags und an den Defekten der Sprache...

Deshalb verwendet Valentin Sprache nie dazu, um etwas damit auszudrücken oder um eine Botschaft zu formulieren. Sprache nutzt er nur zur Demonstration, dass sich Sprache als Kommunikationsmittel nicht eignet. Was er an den vertrautesten Worten und einfachsten Floskeln vorführt...

Weil Valentin aus diesen Demonstrationen nie Schlüsse zieht, weil er nie den Weg vom Experiment zur Theorie einschlägt, sondern seine Sprachzertrümmerungen wie Meteore auf die Erde fallen lässt, deshalb ist er nie alt geworden. Diese Methode ist aber deshalb nicht zu imitieren, weil sie eine derart indifferent kalte Sicht auf die Welt voraussetzt, wie sie zwar Valentin, aber sonst kein zweiter Künstler aufbringen konnte...
Den Rummel um seinen 125.Geburtstag hätte er nicht gehasst. Wie bei seinem 60. hätte er eine Liste getippt mit den Gratulanten. Da wäre dann natürlich nicht mehr der "Führer" ganz oben gestanden, sondern der Köhler, die Merkel, der Stoiber und der Söder. Und auch wenn man mit ihm damals nicht ins Bett gegangen wäre, so würde man ihn doch heute noch gerne zum Schafkopfen in eine Wirtschaft einladen...

Valentin: Nein, das Wichtigste ist ist das n zwischen Semmel und Knödeln.

Karlstadt: Ja wie heißt es dann bei den Kartoffelknödeln?

Valentin: Dasselbe n, Kartoffel n knödeln...

Kommen würde er bestimmt, sich mit einem gemurmelten "Hobe di Ehre" setzen und dann - je mehr er verliert, umso mehr - auf den Euro schimpfen. Sieben Biere später würde er dann vom Bieseln nicht mehr zurückkommen. Wahrscheinlich ist er dann, dünn genug war er ja schon immer, zum Klofenster rausgekrochen, da er das endlose Geschwätz seiner Mitspieler einfach nicht mehr ertragen hat...

Helge Schneider

Dass Helge Schneider der legitime Nachfolger von Karl Valentin sei, behaupten nur Menschen mit humoristischem Halbwissen. Helge Schneider ist sehr wahrscheinlich der Sohn von Karl Valentin, noch wahrscheinlicher ist er Karl Valentin selber.

Beide haben ein gemeinsames zoologisches Werk geschrieben, besser gesagt: Karl hat es als Valentin zu stricken begonnen und als Helge zur Meisterreife geschneidert. Es handelt sich um den Zyklus "Maskenball der Tiere" respektive "Vogelhochzeit", und es ist eine schöne Aufgabe, herauszufinden, welcher Valentin, Karl oder Helge, geschrieben hat: "Das Dromedar, das Dromedar aß zur Verstärkung Kaviar."

Oder auch: "Der Adler, der Adler, der trinkt den ganzen Abend nur Radler."


Der dezidiert norddeutsche Komik-Darsteller Olli Dittrich ("Dittsche") ist physiognomisch, sprachlich und gattungsmäßig, ja kulturhistorisch das glatte Gegenteil vom Valentin.

Weil er aber Franz Beckenbauer ordentlich parodieren kann, ist er erste Wahl für die Titelrolle in Jo Baiers geplanter Verfilmung von Karl Valentins Leben. Wird womöglich ähnlich durchschlagend wie der Rheinländer Jürgen Tarrach als Walter Sedlmayr.....

Labels: