Lautlose Veränderungen im Vatikan
Papst Benedikt XVI. feiert heute seinen 80. Geburtstag. In den zwei Jahren seines Pontifikats hat er langsam die Kurie und die Atmosphäre im Vatikan verändert. In vielen Fragen verfolgt der Papst aber weiter einen konservativen Kurs.
Es gab keine spektakuläre Revolution. Benedikt XVI. hat die Atmosphäre im Vatikan geräuschlos verändert. Er verzichtete auf eine Neuorganisation der Kurie im Hauruckverfahren, hat aber nach und nach die Schlüsselpositionen in der Vatikan-Regierung mit seinen Vertrauensleuten besetzt. An der Spitze als neue Nummer eins der Kurie steht Tarcisio Bertone, mit dem Benedikt eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet. Verändert hat sich vor allem die Atmosphäre im Vatikan. Während Johannes Paul II. vieles im Alleingang mit seinen engsten Vertrauten entschied, suche Benedikt, so der führende italienische Vatikan-Experte Marco Politi, den Dialog mit der Kurie: "Papst Benedikt versucht einen mehr kollektiven Arbeitsstil in der Kurie einzuführen. Das ist ein Stil von sehr langsamen Änderungen."
Rücktritt nicht ausgeschlossen
Papst Benedikt XVI.
Mit 80 Jahren hat Benedikt jetzt die Altersgrenze erreicht, ab der Kardinäle nicht mehr zum Konklave zugelassen sind. Die in den letzten Lebensjahren Johannes Pauls geführte Debatte, ob ein Papst im Krankheitsfall zurücktreten oder auch für Päpste eine Altersgrenze eingeführt werden soll, ist angesichts der guten Gesundheit Benedikts verstummt. Aber, so Politi, "von Zeit zu Zeit spricht er davon, dass er schon alt ist und er nicht weiss, wie lange Gott ihm noch Zeit gibt. Man kann nicht ausschließen, dass er, wenn er krank sein würde, dann sehr einfach zurücktritt."
"Arbeiter im Weinberg des Herrn"
Politi, einer der wichtigsten Meinungsmacher unter den Vatikanexperten in Rom, erinnert daran, dass Ratzinger als Kardinal unter Johannes Paul betont hat: Die Möglichkeit eines Papstrücktrittes sei im Kirchenrecht ausdrücklich vorgesehen. "Er könnte es tun, gemäß seiner Mentalität. Denn er ist eine sehr zurückhaltende Persönlichkeit. Als Papst Wojtyla schon krank war, hat Ratzinger immer gesagt: Wenn er es nicht mehr schafft, kann er auch zurücktreten. In diesem Sinne kann ich mir vorstellen, dass Ratzinger in einer Situation, wo es sehr, sehr schwer ist, weiterhin die Kirche zu führen, mit einem sehr einfachen Akt zurücktritt."
Es ist Teil des neuen Benedikt-Stils, dass ein solcher Schritt nicht mehr tabu erscheint. Anders als sein Vorgänger, der mit seinem Leiden eine spirituelle Botschaft verband, sieht Benedikt seine Rolle als "einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn", beschreibt der Papst seine Aufgabe. Ein Gottesdiener, der mit 80 die Altersgrenze für Kardinäle erreicht hat, als Papst aber gesund und fit ist.
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