Sonntag, April 08, 2007

Zu Besuch bei den "Simpsons"
Simpsons Film Serie ComicLegende in Dottergelb

Die "Simpsons" werden 20 Jahre alt - nun kommt der Film zur vielleicht größten Kulturleistung des 20. Jahrhunderts ins Kino. Ein Besuch bei "Simpsons"-Erfinder Matt Groening in Los Angeles.

Los Angeles, ein schöner Tag Ende März. Homer Groening wird heute achtzehn Jahre alt. Ein wichtiger Einschnitt in seinem jungen Leben - und Anlass für seinen Vater Matt Groening, 53, an Homers Kindheit zurückzudenken"Schon mein Vater hieß Homer", sagt Groening, blickt gedankenverloren in die Ferne und fährt sich durchs lange graue Haar.

"Nach ihm habe ich meinen Erstgeborenen benannt, und ich bedauere es nicht. Aber natürlich gab es Probleme." Das Hauptproblem war, dass Matt Groening zwei Jahre vor der Geburt seines Sohnes die "Simpsons" erfunden hatte.
Der Film ist noch "Top Secret"
Man bleibt, wenn es um das Geheimnis des Kinofilms geht, auf die Trailer angewiesen - wo besonders der dritte, der vom Studio schnell wieder zurückgezogen wurde, schon einiges andeutet. Dort sieht man zum Beispiel einen Blick aus dem Weltraum, in dem alle Atomraketen der USA gleichzeitig zünden. Man sieht einen Schatten, der der Schatten eines riesigen Raumschiffs sein könnte, der den Himmel über Springfield verdunkelt und die Menschen in Panik versetzt.

Die größte Kulturleistung des 20. Jahrhunderts

Es gibt Leute, und es sind durchaus nicht die dümmsten, die halten die "Simpsons" deshalb für die größte Kulturleistung des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Für die Kulmination dessen, was im relevanten Medium der Zeit, dem Fernsehen, an Witz, Wahrheit und philosophischer Tiefe eben möglich war. Und gleichzeitig auch noch für die klügste Kritik dieses Mediums selbst.

Zu den Menschen, die sich in dieser Richtung geäußert haben, gehören unter anderen Stephen Hawking, Douglas Coupland und der neue deutsche Großdichter Daniel Kehlmann. Grund genug für eine weitere Homer-Frage an Matt Groening: Könnte es nicht sein, dass die "Simpsons" in tausend Jahren in einem Atemzug mit der "Odyssee" und der "Ilias" genannt werden - und er selbst als Erbe jenes antiken Poeten, dessen Namen er sich geborgt hat?

Die Einzigartigkeit des "Simpsons"-Universiums
Matt Groening schaut kurz verwirrt, dann strahlt er über das ganze Gesicht. "Wahnsinn, dass Sie mich daran erinnern", sagt er. "Ich wollte schon immer eine Episode machen, in der Homer Simpson als Dichterfürst Homer auftritt. Das ist der Plan, Mann. Er könnte Plato treffen. Mit Sokrates einen Drink nehmen. In die Schlacht bei den Thermopylen eingreifen. Danke dass Sie mich daran erinnert haben!" Bitte, gern geschehen. Nur: Beantwortet das auch die Frage?

Im Grunde ja - und zwar auf die einzige Art, die im "Simpsons"-Universum überhaupt denkbar ist: Schneller als man schauen kann, ist aus ein klein wenig Prätention wieder einmal großes Gelächter geworden.

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